Gutes Design - Ist das schwierig? auf konsumguerilla.de

Gutes Design – Ist das schwierig?

Es gibt abstrakte Begriffe, die man ganz selbstverständlich verwendet, die man aber häufig nicht wirklich beschreiben kann. Eines dieser Worte ist das Design. Man verwendet Design in verschiedensten Lebenssituationen. Düfte werden genauso designt, wie Lebensmittel und Gene. Softwaredesigner tun offensichtlich etwas ganz anderes, als Modedesigner. Trotzdem steckt das Design in beiden Tätigkeiten. In den allermeisten Fällen meinen wir mit Design die optische Gestaltung eines Gegenstandes. Form und Farbe, sowie die unterschiedlichen Oberflächenstrukturen ergeben gemeinsam das Design. Geschmäcker sind bekanntlich verschieden, gutes Design greift aber viel weiter, als nur die Optik. Gutes Design ergibt esin rundum schlüssiges und stimmiges Produkt, das gut aussieht, funktioniert und haltbar ist. Das ist gutes Design. Ist das schwierig?

Spoiler

Auf die Gefahr hin, dass der Rest des Artikels nicht gelesen wird, möchte ich an dieser Stelle die Frage im Titel bereits beantworten. Ja! Gutes Design ist schwierig. Denn das Design eines Produkts steht nicht immer an erster Stelle. Geht es etwa um ein Notebook, dann gibt es Rahmenbedingungen, die unveränderbar sind. Die Platine, der Akku, die Tastatur und der Bildschirm brauchen Platz. Anschlüsse sind dort, wo sie nun einmal sind und die einzelnen Komponenten brauchen Platz und ausreichend Luft, um nicht zu überhitzen. Der Designer, der das Notebook ausgestalten soll, hat also nur einen sehr schmalen Korridor, in dem er sich bewegen darf. Dabei sind aber nicht nur die technischen Voraussetzungen, die Bedienelemente und die eigentliche Funktion des Designobjekts zu berücksichtigen. Zusätzlich muss sich der Designer auch noch mit einer Markenidentität, einer Wiedererkennbarkeit und dem Corporate Design auseinandersetzen. Natürlich muss er sich an all diese Vorgaben penibel halten.

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Spoileralarm, aber ja, gutes Design ist verdammt schwierig

Corporate Design

Das Ding, das der Designer gestaltet, ist eine, in sich abgeschlossene Tätigkeit. Das Corporate Design umfasst wesentlich mehr und greift direkt in den Arbeitsalltag im Unternehmen. Sieht man sich beispielsweise das Google-Logo an, dann fällt auf den ersten Blick kaum etwas auf. Die bunten Buchstaben auf dem weißen Hintergrund wirken vertraut und angenehm. Sie scheinen modern und zeitlos zugleich und es gibt wohl keinen Internetuser, der das Logo nicht innerhalb weniger Millisekunden erkennen würde. Allerdings gibt es das aktuelle Google Logo erst seit 2015. Davor gab es 5 frühere Versionen, die jeweils für einige Jahre im Einsatz waren. Für die Facelifts, die an dem Logo vorgenommen wurden, waren wohl echte Profis am Werk. Die Schrift wurde von Version zu Version schmäler. Schatten- und 3D-Effekte, die um den Jahrtausenwechsel eingeführt wurden, verschwanden 2013 wieder. Mit der aktuellen Version des Google-Logos sind auch die Serifen verschwunden. Hier erkennt man das gute Design daran, dass der Charakter des ursprünglichen Logos noch immer vorhanden ist.

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Nur ein Mercedes ist auch unter einer Schneehaube noch ein Mercedes. Der Stern ist der Inbegriff des Markenzeichens

Der Mercedes unter den Sternen

Das Design umfasst aber noch ganz andere Bereiche. Mercedes Benz hat es geschafft durch einprägsame Slogans eine fundierte Markenidentität und ein positives Image aufzubauen. Schließlich ist nur ein Mercedes ein Mercedes. Der Stern hat im Laufe der Jahrzehnte Größe und Position mehrfach geändert. Trotzdem ist er, als zentraler Punkt der Frontpartie noch immer auf jedem Modell positioniert. Vorne, hinten und von der Seite sorgen BMW, Audi und Mercedes für eine klare Wiedererkennbarkeit. Auch ohne ein Logo zu erkennen kann man anhand der Heckleuchten die Marke erkennen. Auch die Seiten passen charakteristisch zur Marke. Gutes Design schafft es, diese Wesen der Marke einzufangen und vom Smart bis zum Sprinter jedes Modell mit den charakteristischen Merkmalen zu versehen. Als Laie könnte man nicht einmal beschreiben, was diese Wiedererkennbarkeit und die Charakteristik ausmachen. Der Designer kann sie sogar leicht verändern und anpassen, ohne dass sich die Wirkung verändert.

Alltagstaugliches Design

Baut man ein Auto, dann steht im Bereich der Karosserie nicht das Aussehen, sondern auch die Aerodynamik im Mittelpunkt. Im Innenraum wird es noch deutlicher. Gut auszusehen ist nicht genug. Ergonomie muss genauso eine Rolle spielen. Geht es um Möbel, dann spielen noch ganz andere Faktoren mit. Schließlich ist das Design eines Gebrauchsgegenstandes geprägt von dem Motto, dass die Form sich der Funktion unterordnen muss. Dass das nicht in jedem Fall ein unlösbares Problem ist, zeigen Möbelhäuser, wie Fermliving. Die angebotenen Möbel und Einrichtungsgegenstände sehen in erster Linie gut aus. Klare und durchdachte Linien und ausgefallene und Aufmerksamkeit erregende Formen prägen das Design der Möbel. Trotzdem sind all die wunderschönen Möbelstücke uneingeschränkt nutzbar, bequem und praktisch.

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Form, Farbe, Schriftart und Anordnung. Ein kurzer Blick schafft sofort den Bezug zur Marke. Das ist gutes Design, gut umgesetzt

Form und Funktion

Gutes Design – Ist das schwierig? Die Entscheidung zwischen Form und Funktion ist eine Gratwanderung, die nicht immer leicht ist. Viele Designer scheitern daran, wie man an hässlichen, oder schlichtweg unpraktischen Dingen sehen kann. Viele Produkte schaffen den Spagat nicht und bieten entweder eine ansprechende Optik, oder funktionieren sehr gut. So kommt es zu Toastern, die perfekt aussehen und jede Küche bereichern, aber nicht in der Lage sind, den Toast auszuwerfen Designfehler, die die Funktion beeinträchtigen, sind eine ständig lauernde Gefahr. Nicht alles, was gut aussieht, ist mit der Funktion vereinbar. Nur wenn der Designer sein Handwerk versteht und seine Ideen und Visionen rund um die eigentliche Aufgabe des Objekts herumbaut, ist gutes Design das Ergebnis.

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Das Hunderwasserhaus sieht gut aus, ist aber nicht unbedingt praktisch

Design und Kunst

In Wien steht das Hundertwasserhaus. Ein Projekt, bei dem der Maler Friedensreich Hundertwasser mitgewirkt hat. Wie auch anderen Bauten in Wien hat er dem Haus seine persönliche Handschrift und seinen Stil verliehen. Künstlerisch zweifellos eine große Leistung und uneingeschränkt anzuerkennen. Allerdings gehört zu seiner Handschrift auch, dass keine Wand und kein Boden gerade ist. Die Treppen sind unterschiedlich hoch und tief und insgesamt gibt es im Haus wenige gerade Linien. Künstlerisch wertvoll, aus Sicht der Funktion ein Nachteil. Die künstlerische Freiheit, bei der der Maler sich als Architekt versuchen kann, hat ihre Berechtigung. Tatsächlich befreit sie den Künstler aber von seinen Grenzen und lässt seiner Kreativität sehr viel Spielraum. Der Job des Designers ist dagegen wesentlich schwieriger. Künstlerische Freiheit kennt er nicht. Die von ihm gestaltete Form hat der Funktion zu folgen und die Corporate Identity muss erkennbar bleiben.

Praktische Kunst

Design ist also so etwas, wie Kunst. Allerdings stark limitierte und reglementierte Kunst. Das Ergebnis muss praktisch sein, leicht zu verpacken sein, alle technischen Vorgaben einhalten, die Designlinie des Unternehmens interpretieren, günstig in der Produktion sein und so gut aussehen, dass sich das Produkt durch das Design von den Konkurrenzprodukten positiv abhebt. Gutes Design ist verdammt schwer und es ist tatsächlich ein Wunder, dass es trotzdem so wunderschöne und ausgewogen gestaltete Alltagsgegenstände gibt, die wir Tag für Tag verwenden können. Vielleicht sollten wir lernen, die große kreative Leistung der vielen Designer, die hinter der Gestaltung der Produkte stehen, mehr zu schätzen. Setzen wir uns mehr mit dem Design der Dinge, die wir verwenden intensiver auseinander, fällt es uns schnell leichter, schlechtes von gutem Design zu unterscheiden.