Die Geschichte der Malerei ist so alt, wie die Menschheit. Die Menschen der Steinzeit haben uns an Höhlenwänden die erste Malerei hinterlassen. Die Bilder hatten damals in erster Linie den Zweck, eine Situation und etwas Reales abzubilden. Möglichst realistisch wurde dargestellt, welche Tiere gejagt werden. Die Realistische Darstellung war lange der Zweck der Malerei. Auch heute profitieren wir noch von Portraits und realistischen Landschaftsbildern, die uns ermöglichen die Welt mit den Augen des längst verstorbenen Künstlers zu sehen. Heute ist der Anspruch der Malerei ein ganz anderer. Die Kunst ist frei und so gestalten Maler ihre Bilder heute oft ohne ein konkretes Motiv abzubilden. Wenige Pinselstriche erzielen auf dem Kunstmarkt oft astronomische Preise. Aber was ist ein gutes Bild und woran erkennt man es?
Gotik und Rennaisance
Die Bilder, die bis zur Gotik, also bis ins 12. Jahrhundert entstanden haben eines gemeinsam. Es fehlt ihnen an Perspektive. Die Motive wurden zweidimensional flach dargestellt und wirkten daher unrealistisch. Gegen Ende der Gotik entwickelte die Malerei die plastische Darstellung. Die Motive, meist Menschen standen im Mittelpunkt und erhoben sich plastisch vor einem flachen Hintergrund. Frisuren und Gewänder wurden detailliert mit realistischen Falten dargestellt. Details der abgebildeten Architektur wurden immer plastischer dargestellt. In der Renaissance entdeckte die bildende Kunst schließlich die Perspektive. Die realistische Darstellung von Räumen verändert die Kunst grundlegend. Der Fluchtpunkt sorgte dafür, dass Räume und Landschaften perspektivisch dargestellt werden konnten und die Gemälde immer mehr der Realität entsprachen.
Stillleben
Die großen Meister der Rennaisance haben und beeindruckende Werke überliefert. Perspektivisch korrekt und plastisch wurden Menschen und Szenen dargestellt. Im 16. Jahrhundert, der Barockzeit, erlebte diese Phase der Malerei ihren Höhepunkt. Die Abbildungen waren beeindruckend realisistisch und von heutigen Fotos kaum noch zu unterscheiden. Stillleben zeugen von dieser hohen Kunst. Nach dem Barock verlegte die Malerein der Romantik sich auf die Landschaften. Auch hier wurde die Wirklichkeit realitätsnah abgebildet. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte die Malerei die Perfektion, die uns noch heute staunend vor den Bildern stehen lässt. 1850 kam es aber zu einem herben Rückschlag.
Fotografie
Mitte des 19. Jahrhunderts wurde eine folgenschwere Erfindung gemacht. Die Fotografie wurde langsam massentauglich und das Geschäftsmodell der Portraitmaler funktionierte nicht mehr. Das Abbilden der Realität war keine Kunst mehr. Mit einem Fotoapparat konnte man mühelos eine Szene einfangen und wofür ein Maler tagelang arbeiten musste, war ein Druck auf den Auslöser ausreichend. Die Kunst musste sich in eine andere Richtung entwickeln. Es folgte der Impressionismus und danach der Expressionismus. Künstler des Impressionismus, wie etwas Vincent van Gogh, versuchten den Eindruck, den das Motiv hinterlassen hatte, einzufangen. Die realitätsnahe Abbildung stand nicht mehr im Mittelpunkt des Schaffens. War im Impressionismus immer noch das Motiv zu erkennen, so verschwand es im Expressionismus.
Abstrakte Kunst
Wassily Kandinsky ist für eines der ersten abstrakten Bilder bekannt. Auf diesen Bildern ist auf den ersten Blick nicht mehr zu erkennen, als ein paar Pinselstriche. Es bleibt dem Betrachter überlassen, etwas darin zu erkennen. Steckte in den Werken der Rennaisance noch viel Handwerkskunst und Können, so verlangt das Schaffen abstrakter Kunst wesentlich weniger Kunstfertigkeit. Die Kunst steckt nicht mehr in der Umsetzung. Es ist die Idee, die hinter dem Werk steckt und die es zu etwas besonderem macht. 1915 schuf der Maler Kasimir Sewerinowitsch Malewitsch das Werk „Schwarzes Quadrat auf weißem Grund“. Tatsächlich sieht man auf der quadratischen weißen Leinwand mit einer Kantenlänge von 79,5 Zentimetern nur ein schwarzes Quadrat. Auch andere Künstler schaffen Werke, die man mit einem Lineal und etwas Farbe leicht reproduzieren könnte.
Was ist ein gutes Bild?
Michelangelo wird für seine Fresken in der sixtinischen Kapelle bewundert. Wallende Bärte und plastisches Muskelspiel der Figuren tragen zu dem überwältigenden Eindruck bei. Monet hat in seinem Bild „Impression, Sonnenaufgang“ meisterlich die morgendliche Stimmung im Hafen eingefangen. Es gibt viele Bilder, die bei Versteigerungen hohe Preise erzielen. „Salvator Mundi“ von Leonardo da Vinci wurde für mehr als 450 Millionen Dollar versteigert. Ist es der Preis, der ein gutes Bild ausmacht? Woran soll man sich wirklich orientieren Will man zeitgenössische Bilder kaufen, dann sucht man vergebens, nach realistischen Abbildungen. Die Bilder heutiger Maler haben nicht den Anspruch, eine konkrete Szene darzustellen. Kunst geht heute viel tiefer.
Gute Bilder – Definition
Ein gutes Bild erkennt man sofort. Es hat auch nichts damit zu tun, ob das Bild teuer ist, oder nicht. Ein gutes Bild ist eine eigene Welt. Sobald man es bewußt betrachtet taucht man ein in diese Welt und wird von ihr gefesselt. Die Umgebung des Bildes tritt in den Hintergrund. Ein gutes Bild berührt uns. Auch ohne eine konkrete Darstellung eines Motivs kann ein solches Bild starke Gefühle transportieren. Die Technik steht dabei genauso im Hintergrund, wie der Aufwand, der dahinter steckt. Ob der Maler über Jahre an dem Bild gearbeitet hat, oder in weniger Minuten fertig war, hat keinen Einfluss. Schafft die Künstlerin, oder der Künstler es, mit nur einem Strich Spannung aufzubauen, dann ist es ein gutes Bild. Der Preis spielt dabei keine Rolle.
Das Auge des Betrachters
Das perfekte Bild existiert nicht. Auch gibt es kein Bild, das jedem Menschen gefällt. Ein gutes Bild baut Spannung auf und löst Gefühle aus. Ob man sich mit diesen Gefühlen wohl fühlt, oder nicht, ist individuell unterschiedlich. Die Qualität des Bildes liegt also zu 100% im Auge des Betrachters. Die Preise, die ein Bild erzielt, sind dabei unerheblich. Spricht es mich an, oder berührt es mich sogar, dann ist es ein gutes Bild. Auch wenn es für wenig Geld zu haben ist. Der Wert eines Bildes liegt in seiner Schönheit, seiner Tiefe und dem, was es im Betrachter auslöst. Was ist ein gutes Bild? Ein Bild, das mir gefällt. Vom Stilleben bis zur Popart hat jede Form der Malerei ihre Berechtigung und ihren Platz. Und für jede Bild gibt es jemanden, der darin mehr sieht, als Farbe auf Leinwand.