Die Ojibwe, oder Anishinabe sind heute eines der größten Indianervölker in Nordamerika. Anishinabe bedeutet menschliches Wesen. Die Ureinwohner besiedelten zusammen mit den Ottawa und den Potawatomi die amerikanische Ostküste. Anders, als viele andere Indianervölker halten die Anishinabe ihre Kultur am Leben. Sie unterrichten die Kinder in der Ojibwa-Sprache und sorgen dafür, dass alte Traditionen aufrecht erhalten bleiben. Ein Element, das in verschiedenen Kulturen der amerikanischen Ureinwohner vorkommt, ist der Traumfänger. Er hängt über fast allen Betten, aber auch in anderen Räumen der Ojibwe. Mittlerweile hat er es aber auch in unsere Kultur geschafft. So findet man die kleinen bespanneten und mit Federn verzierten Ringe häufig auch in unseren Kinderzimmern. Aber was genau ist ein Traumfänger eigentlich?
Asibikaashi – die Spinnenfrau
Die Erdgöttin Asibikaashi spielt in der Mythologie der amerikanischen Ureinwohner eine zentrale Rolle. Zusammen mit dem Sonnengott Tawa war sie in der Mythologie für die Erschaffung der Welt und der Menschen verantwortlich. Sie steht für das Gute und ist die Beschützerin der Menschen. Um die Entstehung der Traumfänger gibt es zwei Legenden. Die eine erzählt die Geschichte einer alten Frau, die zu Asibikaashi ging um sie um Rat zu fragen. Die Tochter der Frau schlief schlecht und litt jede Nacht unter Albträumen. Die Spinnenfrau riet der Frau einen Traumfänger anzufertigen und über das Bett der Tochter zu hängen. In einer anderen Legende heißt es, dass die Spinnenfrau mit der wachsenden Zahl an Ojibwe nicht mehr zurecht kam. Jeden Morgen brachte sie die Sonne zurück an den Himmel, begrüßte und beschützte ihr Volk. Durch die größere Ausbreitung und die Anzahl der Menschen schaffte sie das aber nicht mehr. Also wies sie die Frauen an, Traumfänger herzustellen.
Traumfänger, was ist das?
Der Traumfänger, wie die Ojibwe ihn beschreiben, besteht aus drei Elementen. Ein Weidezweig wird zu einem heiligen Kreis gebogen. Im Kreis wird ein Spinnennetz gewoben, das in der Mitte ein Loch hat. Am unteren Ende werden Federn von Eulen und Adlern befestigt. Die Legende sagt, dass die Fäden im Netz die schlechten Träume aufhalten, während durch das Loch in der Mitte die guten Träume gelangen. Diese Träume werden durch die Federn am unteren Ende zum Schlafenden geleitet. Geht die Sonne am Morgen auf, dann verbrennen die schlechten Träume im Netz. So werden negative Gedanken aufgehalten und können den Menschen nicht schaden. Traumfänger werden häufig selbst gebastelt. Man kann sie aber auch fertig kaufen. Man findet sie in ganz unterschiedlichen Formen beispielsweise unter https://minimididesign.com/shop/Kinder-traumfänger.
Andere Legenden
Auch die Lakota-Sioux haben eine Geschichte zur Entstehung der Traumfänger. Ein alter Krieger soll den ersten Traumfänger von Iktomi, dem Lehrer der Weisheit erhalten haben. In Form einer Spinne ist Iktomi dem alten Lakota-Sioux erschienen. Dieser übergab ihm einen Weidenring zusammen mit Pferdehaar und Federn als Opfer. Der Gott der Weisheit wob aus den Pferdehaaren ein Spinnennetz im Ring und erklärte, dass es sich dabei um ein Sinnbild des Lebens handelte. Das Leben verläuft vom Säugling bis zum alten Menschen in Höhen und Tiefen. Viele Herausforderungen müssen gemeistert werden. Trotzdem sollte man sich nur denen stellen, die in die richtige Richtung weisen. Anders als bei der Version der Ojibwe bleiben die guten Gedanken im Netz hängen, während die schlechten durch das Loch in der Mitte entweichen können.
Siegeszug der Traumfänger
In den 1960er Jahren haben sich die Traumfänger in ganz Nordamerika ausgebreitet. In den folgenden Jahrzehnten haben sie schließlich auch Europa erreicht. Heute sieht man sie häufig in Kinderzimmern. Der traditionelle Traumfänger wird auch heute noch auch einem Weidezweig hergestellt. Federn am unteren Ende und ein spinnennetzartiges Geflecht im Kranz sind auch heute noch die Bestandteile. Neben der Möglichkeit sie in ganz unterschiedlichen Formen zu kaufen kann man einen Traumfänger auch selbst basteln. Dazu braucht man nicht viel. Die schönsten Ergebnisse erreicht man, wenn man einen vorgefertigten Ring verwendet. Es gibt auch ganze Sets zu kaufen, die mit Ring, Schnur und Federn alles enthalten, was man braucht. Aber auch ganz individuelle Versionen können hergestellt werden.
Wirken Traumfänger
Traumfänger haben keinen nachweislichen Effekt. Das ist völlig klar. Allerdings haben alle Glücksbringer und Talismänner ebenfalls keine wissenschaftliche Grundlage. Die Wirkung ist für die Besitzer aber auf jeden Fall erwiesen. So trägt man seine Glückssocken, hat bei schwierigen Entscheidungen immer eine besondere Münze in der Tasche, oder folgt Ritualen. Die Wirkung entsteht dadurch, dass wir davon überzeugt sind. Auch Traumfänger können damit für einen ruhigeren Schlaf sorgen. Dazu ist es oft nicht einmal notwendig daran zu glauben. Es reicht schon die Auseinandersetzung mit der möglichen Wirkung. Schon wird jede positive Veränderung deutlicher wahrgenommen. Das sorgt insgesamt für eine Verbesserung der Situation.
Träume beeinflussen
Aber auch die Wissenschaft beschäftigt sich mit dem Thema Traum. Ganz klar ist die Funktion des Schlafes und der Träume noch nicht. Tatsache ist allerdings, dass man ohne Schlaf nicht auskommt. Im Tierversuch haben Ratten etwa 4 Wochen ohne Schlaf überlebt. Der Rekord beim Menschen liegt bei etwa 11 Tagen. Träume lassen sich durch die Medizin beeinflussen. Versuche mit Elektrostimulation haben gezeigt, dass das Träumen ausgelöst werden kann. Probanden, deren Gehirn in der REM-Phase stimuliert wurde, berichten von intensiven Träumen. Der wissenschaftliche Hintergrund dazu ist die Behandlung von Patienten, die unter Albträumen leiden. Eine leichte elektrische Stimulation an Stirn und Schläfe lösen also angenehme Träume aus. So könnte ein Traumfänger zukünftig aus einer Batterie und zwei Dioden bestehen.
Weltweiter Trend
Allerdings wird es noch eine Weile dauern, bis der elektronische Traumfänger für alle verfügbar sein wird. Bis dahin bleibt der konventionelle Federschmuck wohl die einzige Möglichkeit, Albträume zu verhindern. Zumindest anhand der Verbreitung der Traumfänger lässt sich ableiten, dass viele Menschen auf ihre Wirkung vertrauen. Nicht erst im heute verbreiten sich Traumfänger über die ganze Welt. Neben den verschiedenen Indianervölkern war er auch bei sibirischen Schamanen und den Aborigines bekannt und beliebt. Auch die Azteken kannten bereits Traumfänger und hingen sie über die Betten der Kinder. Bei den amerikanischen Ureinwohnern ist es Brauch, dass die Großeltern dem Enkelkind einen traditionellen Traumfänger schenken. Der Weidenkranz mit dem Spinnennetz wird in festgelegten Ritualen vorbeitet und von gesegnet.
Traumfänger basteln
Einen echten rituellen Traumfänger herzustellen ist für uns also nicht wirklich möglich. Trotzdem kann ein Traumfänger mehr als ein hübscher Zimmerschmuck sein. Bastelt man ihn für sein Kind, oder Enkelkind, dann kann man damit seine guten Wünsche ausdrücken. Das Kind wird sich unter dem Traumfänger wohler fühlen, wenn es die Geschichte dahinter kennt. In der Gewissheit, dass Albträume vom Traumfänger abgeblockt werden, schlafen sie ruhig und friedlich. Ob es sich dabei tatsächlich um die Wirkung des Traumfängers handelt, oder die Psyche dafür verantwortlich ist, ist letzten Endes unerheblich. Einen Traumfänger zu basten und ihn über das Bett der Kinder zu hängen hat also auch heute seine Berechtigung. Aber auch ohne konkreten Bedarf Albträume und schlechte Gedanken einzufangen, macht der Traumfänger Sinn. Als hübsche Deko passt er in jedes Kinderzimmer.