Vor ein paar Jahrzehnten war Selbstversorgung relativ normal und der Mensch war mit dem zufrieden, was die Natur geliefert hat. Allerdings liegt es in der Natur des Menschen, Dinge zu verbessern und weiterzuentwickeln. Also hat er auch vor den Lebensmitteln nicht Halt gemacht. Tiere wachsen langsam und sind anfällig für Krankheiten. Auf den Feldern wächst nicht nur das, was man dort angebaut hat, sondern auch sogenanntes Unkraut. Will man das Unkraut entfernen, dann bedeutet das viel Arbeit, die heute einfach durch den Einsatz von Chemikalien ersetzt wird. Glyphosat und andere Mittel wird großzügig auf den Feldern verteilt und schon wächst nichts mehr, was nicht wachsen soll. Diese Entwicklung der letzten Jahrzehnte wird heute aber in Frage gestellt. Man besinnt sich einfacher und natürlicher Methoden und vermeidet künstliche Stoffe in der Produktion. Unter dem Namen Bio werden Lebensmittel aus biologischer Landwirtschaft angeboten. Aber ist Bio wirklich besser, als andere Lebensmittel?
Konventionelle Landwirtschaft
Die aktuelle Diskussion über die Milchpreise ist nichts Neues. Seit Jahren hört man immer wieder Meldungen darüber, wie wenig den Bauern bezahlt wird. Die Verantwortlichen machen es sich leicht und wälzen die Verantwortung auf die Konsumenten ab. Im Supermarkt wird der Liter Milch für weniger als einen Euro angeboten. Davon muss nicht nur die Kuh und ihre Haltung finanziert werden, sondern eine Kühlkette, die Verarbeitung und Logistik, die Qualitätskontrolle, der Vertrieb, das Marketing und natürlich auch der Bauer bezahlt werden. Speziell die Haltung von Kühen verursacht viel Arbeit. Kälber müssen jeden Tag versorgt werden, die Kühe müssen gemolken und gefüttert werden und der Mist muss aus dem Stall. Dazu braucht man viel Grünland, auf dem Futter für den Winter wächst, das man mit teuren Maschinen in der Scheune einlagern muss, um durch den Winter zu kommen.
Milchpreis
Etwas mehr als 30 Cent bekommt der Bauer pro Liter Milch. Jede Kuh gibt pro Tag etwa fünfzig Liter Milch. 15 Euro verdient er also pro Kuh und Tag. Bei einer Herde von 20 Kühen sind das 9.000 Euro pro Monat. Dafür, bzw. von dem, was nach Abzug von Steuern und anderen Abgaben übrig bleibt, muss der Bauer und seine Familie leben, aber auch der Betrieb bezahlt werden. Abschreibungen, oder Kreditraten für Stall und Technik laufen, Stromkosten und Reparaturen müssen beglichen werden und der Tierarzt muss bezahlt werden. Auch wenn der Landwirt normalerweise sehr mit seiner Arbeit verbunden ist, ist er schließlich ein Kaufmann. Er muss seinen Betrieb so führen, dass er mehr einnimmt, als er ausgibt, um langfristig zu bestehen und Rücklagen aufzubauen. Eine einfache Variante ist es, bei der Produktion zu sparen.
Produktion
Neben einer hohen Automatisierung ist beispielsweise die Gabe von Medikamenten zur Vorbeugung von Krankheiten eine Variante um teure Probleme zu umgehen. Gentechnik verändertes Futter ist billiger und liefert viel Energie für die Tiere. Damit kann man kosteneffizienter füttern, als mit Grünfutter, oder Heu. In der Tierhaltung wird oft prophylaktisch Antibiotika verabreicht, um Krankheiten zu verhindern. Aber nicht nur in der Tierhaltung wird optimiert und gespart, wo es möglich ist. Auch beim Anbau von Pflanzen kommt Schädlingsbekämpfung und intensive Düngung zum Einsatz. Die Pflanzen wachsen schnell und sind vor Schädlingen und Krankheiten geschützt. Gentechnik verbessert gezielt erwünschte Eigenschaften der Pflanzen und schafft völlig neue, ertragreiche Pflanzen.
Gesundheit
Als Konsument hat man lange Zeit wenig davon mitbekommen. Das Bewußtsein für die Gefahren, die von Medikamenten und Chemikalien ausgehen können, hat sich erst in den letzten Jahren entwickelt. Ökologische Landwirtschaft hat sich entwickelt und viele Landwirte haben sich dazu entschieden, auf den Einsatz von Chemie und Medikamenten zu verzichten. Nach dem Trend zur Naturkost, also unverarbeiteten Lebensmitteln, in den 1970er-Jahren entwickelte sich 1980 die ökologische Landwirtschaft. Im Jahr 2000 gab es bereits das erste Siegel der Europäischen Union, um ökologische Landwirtschaft zu kennzeichnen. 2007 wurde der Begriff Bio mit der Verordnung über die ökologische/biologische Produktion und die Kennzeichnung von ökologischen/biologischen Erzeugnissen Nr. 834/2007 geschützt. Seitdem kann man sicher sein, dass Produkte, die die Bezeichnung Bio tragen, auch nach strengen Richtlinien hergestellt wurden.
Besser
Aber ist Bio wirklich besser als andere Lebensmittel, oder geht es nur darum, höhere Preise zu erzielen? Tatsächlich sind Bio-Produkte teurer als herkömmliche Produkte. Damit haben Hersteller, also etwa der Landwirt, die Möglichkeit mehr Umsatz zu erzielen. Dafür muss er allerdings strenge Richtlinien einhalten, erzielt weniger Ertrag und hat ein höheres Risiko für Ausfälle. Als Konsument hat man allerdings auch Vorteile. Bio-Lebensmittel werden ohne den Einsatz von potentiell gesundheitsschädlichen Mitteln, produziert. Man kann also sicher sein, dass man mit Obst und Gemüse nicht auch Pestizide, oder Nebenprodukte einer intensiven Düngung aufnimmt. Hat man also die Wahl zwischen herkömmlichem Gemüse und Bio-Gemüse, dann sollten die geringfügig höheren Preise kein Grund sein, zum herkömmlichen Produkt zu greifen. Speziell bei Kindern kann man das potentielle Risiko minimieren und sicher sein, dass mit den Lebensmitteln keine Giftstoffe aufgenommen werden.
Bio Produkte
Aber das Bio-Siegel der EU beschränkt sich zwar auf ökologisch/biologische Lebensmittel, aber auch andere Produkte tragen die Kennzeichnung Bio. So kann man beispielsweise nachhaltige Biomöbel kaufen und damit sicher sein, dass keine gesundheitsschädlichen Stoffe bei der Produktion zum Einsatz gekommen sind. Auch in diesem Bereich gibt es Prüfzeichen und Siegel. Bei den Möbelhäusern gibt es den Verband ÖkoControl, der zusammen mit Herstellern, Schadstoffprüfungen bei Möbeln durchführt. Möbel, die das ÖkoControl Siegel tragen, sind also nicht gesundheitsschädlich. Die Situation ist bei den Möbeln, oder auch anderen Produkten, ist aber gleich, wie bei den Lebensmitteln. Die Produkte werden nach strengen Prüfkriterien kontrolliert und gekennzeichnet. Das führt zu höheren Preisen, weil die Kriterien eben nur dann erfüllt werden können, wenn auf billige Produktionsmethoden verzichtet wird.
Biomöbel
Möbel, die diesem Standard entsprechen sind tatsächlich besser, als billige und nicht zertifizierte Möbel. Oft sind Schadstoffe in den Holzplatten, oder den Textilien enthalten und die Möbel geben diese über Jahre an die Raumluft ab. Investiert man in zertifizierte Biomöbel, dann kann man sicher sein, dass es zu keiner Schadstoffbelastung kommt. Die strengen Kontrollen haben oft aber auch andere positive Effekte. Kleine spezialisierte Hersteller haben es leichter, ökologische Überlegungen in der Produktion umzusetzen, als große Fabriken mit einem hohen Automatisierungsgrad. Das ist sowohl bei den Möbeln so, als auch bei den Lebensmitteln. Mit dem Kauf von Bio unterstützt man also kleine Betriebe, die immer stärker auch die großen Unternehmen unter Druck setzen.
Breites Angebot
Wird der Markt von einzelnen großen Herstellern, oder Händlern beherrscht, ist das für alle Beteiligten ein Nachteil. Je mehr konkurrierende Unternehmen existieren, umso besser werden Produkte und Preise. Aber nicht nur die Umstrukturierung von Großbetrieben zu kleineren Einheiten ist der Vorteil von Bio und anderen zertifizierten Produkten. Insgesamt schonen die Zertifizierungen auch die Umwelt. Der Einsatz von weniger Schadstoffen im Möbelbau, oder der Verzicht auf Unkrautvernichtungsmittel, entlasten die Natur. Die Bio-Bananenproduktion hält sich nicht nur an Standards, sondern hat auch die Nachhaltigkeit im Fokus. Der Boden wird nicht ausgebeutet und mit Kunstdünger versetzt, sondern ein natürlicher Kreislauf wird unterstützt.
Natürlicher Kreislauf
Abgestorbene Blätter bleiben liegen und werden von Mikroorganismen zersetzt. Das unterstützt die Entwicklung der Kleinstlebewesen im Boden und sorgt auch dafür, dass der Boden aufgelockert wird. Bio-Bananen werden mit größeren Abständen gepflanzt, um die Verbreitung von Schädlingen zu erschweren. Die Plantagen sind wesentlich kleiner als die großen Bananenproduktionen. Die Herstellung von Bio-Lebensmitteln ist nachhaltiger und sorgt für einen geringeren CO2-Ausstoß. Außerdem ist die Produktion aber arbeitsintensiver. Damit trägt man mit dem Kauf auch etwas zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit teil.
Ist Bio wirklich besser als andere Lebensmittel
Bio Lebensmittel stammen aus kontrollierter ökologischer Landwirtschaft. Das bedeutet einen respektvolleren Umgang mit der Natur und eine geringere Belastung der Umwelt. Außerdem untersützt die biologische Landwirtschaft auch kleinere Betriebe, die sich leichter spezialisieren können und mehr Zeit pro Pflanze, oder pro Tier aufbringen können. Der höhere Arbeitseinsatz sorgt außerdem für mehr Arbeitsplätze. Die Produkte selbst sind frei von Gentechnik und Rückständen von Schadstoffen. Die Bezeichnung Bio ist bei Lebensmitteln eine Garantie dafür, dass die strengen Richtlinien eingehalten und kontrolliert wurden. Bei anderen Produkten gibt es eigene Siegel, die die Nachhaltigkeit und die Einhaltung von Grenzwerten und anderen Vorgaben garanierten. Ob Bio wirklich besser als andere Lebensmittel ist, ist trotzdem nicht eindeutig zu beantworten.
Glück, oder Sicherheit
Grundsätzlich bedeutet die Tatsache, dass ein Lebenmittel nicht als Bio gekennzeichnet ist nur, dass die Prüfung nicht erfolgt ist. Der Betrieb hat sich nicht zertifizieren lassen. Die Einhaltung ist natürlich auch mit Kosten verbunden und die Prüfsiegel müssen regelmäßig erneuert werden. Es kann also durchaus vorkommen, dass ein Betrieb erstklassige Waren erzeugt, aber keine Bio-Kennzeichnung vornehmen darf. Das macht die Produkte nicht schlechter. Kauft man Kartoffeln, dann kann man auch ohne Bio-Kennzeichnung hervorragende Ware bekommen. Dafür braucht man aber Glück und bekommt keine Sicherheit. Das Biosiegel ist, genauso wie andere Prüfsiegel, eine Garantie für die Einhaltung des Versprechens. Es bedeutet nicht in jedem Fall, dass Bio besser ist, als andere Lebenmittel, oder ein Schrank mit ÖköControl-Siegel der einzige im Angebot ist, der keine Schadstoffe enthält. Es bedeutet aber, dass Bio eben Bio ist und auch bei anderen Siegeln die Kriterien auf jeden Fall erfüllt sind und überprüft wurden.
Versprechen
Das Bio-Siegel ist also ein klares Versprechen an den Kunden. Das Produkt stammt aus ökologischer Landwirtschaft. Man kann sicher sein, dass keine unerwünschten Stoffe enthalten sind. Angesichts der zunehmenden Zahl an Allergien ist die Überlegung, potentiell gefährliche Stoffe in der Produktion wegzulassen, sicher gut und richtig. Mit den höheren Preisen investiert man direkt in die eigene und die Gesundheit der Familie und honoriert die Bemühungen der Produzenten. Durch den Kauf schafft man außerdem Nachfrage, die weitere Anbieter dazu bringt, den Produktionsprozess zu überdenken. Ist Bio wirklich besser, als andere Lebensmittel? Nicht unbedingt, aber Bio ist auf jeden Fall und mit Garantie gut.