Es gibt heute kaum noch Opernsänger, die über ihre eingeschworene Fangemeinde hinaus bekannt sind – vorbei die Zeit der großen Diven und Opernstars, die wie Rocksänger verehrt werden. Doch ein paar Ausnahmen sind selbst heute noch zu finden, in Zeiten, in denen die Oper sicherlich nicht mehr als Popmusik angesehen wird, sondern als eher schwere Kost gilt. Das beste Beispiel für eine solche Sängerin, die auch weit über die Grenzen ihres Genres hinaus bekannt ist, dürfte die italienische Mezzosopranistin Cecilia Bartoli sein. In den letzten Jahren hat sie ihre Karriere ganz dem Wiederfinden historisch wenig beachteter und verschollener Komponisten und ihrer Werke gewidmet. So bestand ihr vorheriges Album Sacrificium fast vollständig aus Ersteinspielungen der kaum noch bekannten Komponisten Porpora, Araia und anderen.
Bei ihrem neuen Album, Mission, steht der frühbarocke Komponist Agostino Steffani im Mittelpunkt des Werkes. Auch hier wieder tauchen gleich 21 Ersteinspielungen auf. Mission besteht 25 einzelnen Arien, wobei gelungen Virtuoses mit Gefühlvollem kombiniert wird. Auffällig ist, dass die Arien im Schnitt vergleichsweise kurz sind, so dass mehr einzelne Stücke auf der CD Platz haben und so einen noch tieferen Einblick in die Arbeit Steffanis erlauben. Für die Duette wurde der bekannte französische Countertenor Philippe Jaroussky engagiert, der seine mittlerweile zwei Echos zu Recht bekommen hat und neben Andreas Scholl einer der besten Countertenöre unserer Zeit sein dürfte. Auch das Barockorchester I Barocchisti unter der Leitung von Diego Fasolis hat eine wunderbare Arbeit geleistet. Zu guter Letzt: Booklets, Fotos und das sonstige Hintergrundmaterial, das mit der CD mitgeliefert sind, zeichnen sich wieder durch ihre hohe Qualität aus.
Insgesamt ist Mission sicherlich die Barock-CD des Jahres und dürfte mit ihrer sehr breiten Auswahl der verschiedensten Themen nicht nur Fans von Händel, Vivaldi und Co, sondern sicherlich ein breiteres Publikum ansprechen. Wenn es für Sacrificium 10 von 10 möglichen Sternen gab, dann sind es bei Mission 9,5. Dort kommt die unglaubliche Koloraturfähigkeit der La Bartoli aufgrund der Auswahl der Arien noch besser zur Geltung. Dazu muss gesagt werden, dass dieser Vergleich eher persönlichem Geschmack geschuldet ist. Für Mission kann nichtsdestotrotz eine uneingeschränkte Kaufempfehlung ausgesprochen werden.